YouTube Videos

Im Forum von The Whisky Store wurde im vergangenen Monat ein Thema erörtert, das ich so noch nie angesprochen gelesen habe. Es ging darum, dass ein User sich durch die Verkostungsvideos derzeit 'leicht angeödet' fühlt. Im Laufe der sich entwickelnden Diskussion wurde dieses Gefühl dann weiter detailliert. Es geht darum, dass die Verkostungsvideos heute viel standardisierter erscheinen und einem gewohntem Muster entsprechen. Ein Relaunch des Video-Konzeptes erschien Manchen angebracht.

Lassen Sie mich bitte zuerst etwas über die Geschichte der Videos sprechen, bevor wir uns um die Zukunft kümmern und die Diskussion der Langeweile aufnehmen. Das erste, legendäre Lagavulin-Verkostungsvideo erschien bereits vor mehr als fünf Jahren und hat bis heute 115.000 Aufrufe eingespielt. Es war grauenhaft unbeholfen. Dennoch bzw. vermutlich deshalb hat es einen gewissen Kultcharakter erreicht. Das darauf aufbauende Konzept der Verkostungsvideos wurde dann erst im Herbst 2010 für die gängigen Flaschen umgesetzt. Die Anzahl an Videos wuchs schnell und zum Herbst 2011, nach nur einem Jahr, konnte die magische Grenze von 5.000 Aufrufen pro Tag gemeinsam für alle Videos überschritten werden. Das entspricht 2 Millionen jährlich abgerufenen Videos.

Im ersten Jahr begannen wir auch mit den ersten informellen Videos, in denen kein Whisky verkostet, sondern das Umfeld gezeigt wird. So begleiteten wir unseren Besuch der alten irischen Midleton Brennerei mit der Videokamera und ließen Sie am Entstehen unseres besonderen Whisky-Katalogs teilhaben. Wir zeigten selbst das Innere von The Whisky Store in einem Rundgang.

Bald erweiterten wir die Videos um Wissens-Videos. Wie probiert man Whisky richtig? Was passiert während der Fassreifung? Aber auch durch das erste Spaßvideo 'Tod vor Stalingrad' mussten Sie durch.

Das Jahr 2011 begann dann mit einem Knochen- bzw. Leberjob. Im ersten Halbjahr verkostete ich der Reihe nach die am meisten nachgefragten Whiskys im The Whisky Store - zumindest die, die noch fehlten. Highlight dieser Zeit war das Video über meine Lieblingswhiskys. Dies konnte natürlich erst erscheinen, als ich den größten Brocken an Flaschen 'durch' hatte und wusste, was meine aktuellen Lieblingswhiskys tatsächlich waren. Das Jahr 2011 endete mit der Vergabe des Preises 'Online Shop des Jahres 2011 Kategorie Video' an uns auf dem Versandhandelskongress in Wiesbaden.

Das Jahr 2012 begann mit zahlreichen Wissens-Videos. Darunter das legendäre Video mit Feuerzauber, in dem ich den Alkoholgehalt von Whiskys auf traditionelle Weise mit Schießpulver bestimme aber auch die Verkostung von zwei Discount Whiskys. Der Jahreswechsel brachte das Video über die Färbung von Whisky und eine Blindverkostung.

Im Laufe des Jahres nahm ich mich aber auch schwierigeren Themen an. So zum Beispiel dem Einfluss des Reaktorunfalls in Fukushima auf den japanischen Whisky. Im Laufe des Jahres kamen ein paar Dutzend dieser Wissens-Videos zusammen, die ich ebenfalls in der Wissen-Kategorie auf unserer Homepage whisky.de verlinkte.

Doch lassen Sie mich nach dieser Bestandsaufnahme meiner 'Whisky-Strecke' auf die eingangs geäußerte Langeweile zurück kommen. Bis zum heutigen Tag habe ich 716 Videos gedreht. Diese neuen Videos erscheinen an drei Stellen. Einmal werktäglich im Blog auf whisky.de, dann im Fall eines Verkostungsvideos beim Artikel im Shop und natürlich bei YouTube, die mir den ganzen Aufwand der Videobereitstellung abnehmen. Handelt es sich dann noch um ein 'Wissen-Video', so verlinken wir es auch noch in der Wissen-Kategorie auf unserer Webseite.

Widmen wir uns nun dem Langeweile-Vorwurf aus dem Forum. Es gibt einige handfeste, logische Argumente, die diesen Vorwurf bestätigen. Nach mittlerweile mehr als 5 Mio. Aufrufen von Videos dürfte die Mehrheit der Deutsch sprechenden Whiskygenießer eine gute Vorstellung davon haben, wie welcher Whisky schmeckt. Das proaktive Suchen nach Geschmackswissen hat einer auf viel Erfahrung beruhenden Geschmackssicherheit des Einzelnen Platz gemacht. Wissen wurde in die Menge der Genießer und Kunden transferiert. Der schöne Nebeneffekt: Unsere Kunden werden zufriedener, da sie immer weniger Fehlgriffe in unserem Sortiment machen.

Nachdem der Anfangseifer alle gängigen Whiskys zu verkosten nun befriedigt ist, konzentrieren sich meine Anstrengungen jetzt vermehrt um die Flaschen, die weniger im Markt verlangt sind. Und das führt automatisch zu einem geringeren Interesse bei den Usern. Und dies ist der eigentliche Grund, warum es zur Langeweile bei diesem whiskytechnisch hochgebildeten Zuseherkreis kommt.

Die sehr kreativen Vorschläge der Zuseher reichten von 'tieferen' das heißt von längeren und detaillierteren Verkostungen bis hin zu geänderten Formaten mit einmal mehr Spaß und zum anderen mehr Ernst und Aufwand. Auch wurde für mehr Einblicke in das Geschäft von The Whisky Store und dessen Mitarbeiter sowie von mehr Hintergrundinformationen in Sachen Brennereien und Whiskyindustrie gesprochen.

Wir von The Whisky Store sitzen nun in der Zwickmühle. Auf der einen Seite kümmern wir uns aktiv darum, dass wir die eintreffenden weitflächig interessanten neuen Flaschen à la Talisker Storm und Ardbeg Galileo möglichst schnell verkostet bekommen. Auf der anderen Seite müssen wir aber auch zusehen, dass wir den Rest unseres Sortiments - vor allem die wenig bekannten Abfüllungen der unabhängigen Abfüller - weitflächig verkostet bekommen. Bei rund 200 bis 300 neu erscheinenden Flaschen pro Jahr haben wir hier ein Betätigungsfeld, dass uns ein neues Video pro Arbeitstag ermöglicht. Meist bedeutet dies aber nur ein einzelnes, wirklich weitflächig interessantes Verkostungsvideo pro Woche. Und genau das ist den sich beschwerenden Usern zu wenig.

Soll ich nun nachgeben und mehr Spaß oder ein anderes Format bei den Videos wählen? Wie heißt es so schön: 'Never change a running Team' - ändere nie ein Erfolgsrezept. Jährlich erzielen wir derzeit 3 bis 4 Millionen Video-Aufrufe pro Jahr mit steigender Tendenz. Da wir uns mühselig in mehreren Iterationsstufen an diesen Erfolg herangearbeitet haben (es gab auch Rückschläge), sollten wir nicht wenigen extrem erfahrenen Spezialisten nachgeben und diesen Erfolg aufs Spiel setzen. Wir dürfen diese 'Wissenden' aber auch nicht vor den Kopf stoßen. Wir müssen allen etwas bieten. Um die Vergleichbarkeit der Verkostungsvideos von heute und von vor einem Jahr zu gewährleisten, müssen wir das Format in etwa gleich halten. Also Geschichte zur Flasche oder Brennerei erzählen, Verriechen, Verkosten, Bewertung. Hier ist keine Abweichung möglich, wenn wir den Erfolg der alten Videos nicht entwerten wollen.

Wer den veröffentlichten Videos der vergangenen Monate gefolgt ist, der wird bemerkt haben, dass es jede Woche mindestens ein besonderes Video gab. Sei es das 38min Video über den unabhängigen Abfüller Gordon & MacPhail, die Verkostung der Glenmorangie Cask Masters, das Video über Deutschen Whisky, die Korkschmecker, die Abhandlung darüber, ob Single Malt Whisky teurer wird, usw.

Genau diese regelmäßigen, aus dem normalen Verkostungsrahmen herausfallenden Videos, sind diesen 'Wissenden' gewidmet. Eben damit keine Langeweile aufkommt. Diese besonderen Videos veröffentlichen wir regelmäßig neben dem Blog auch dauerhaft im Wissensteil auf whisky.de. Es macht also Sinn, öfter einmal auf unserer Seite vorbei zu kommen. Sie wächst ständig.

Eine weitere Möglichkeit, über diese besonderen Videos informiert zu werden, besteht im kostenlosen Abonnement unseres Video-Newsletters. Wer bereits andere Newsletter wie diesen und/oder die Neuigkeiten erhält, der kann durch ein einfaches Kreuzchen in der Newsletterverwaltung (Link) auf whisky.de sich regelmäßig die Liste der wichtigsten neuen Videos des vergangenen Monats zusenden lassen.

Sicherlich wird es von mir in unregelmäßigen Abständen auch etwas lustigere Videos geben. Das 500. Video war so eines, genauso wie der Tod vor Stalingrad, das Brrrrrr Video, die Irish Car Bomb, das Whisky Cola Experiment, die Verkostung zweier Discount Whiskys, oder, oder, oder … . Doch Spaß lässt sich nicht erzwingen. Er muss von innen heraus kommen.

Wie wird es mit den Videos weitergehen?

Nichts ist beständig und irgendwann ist alles - wie der Schwabe sagt - ausgeschwätzt. Doch die Whiskybranche ist ein Quell von Innovationen, auch wenn alte Schlösser und Schottenröcke etwas anderes verdeutlichen wollen. 200 bis 300 neue Flaschen wird es jedes Jahr geben. Das ist genug 'Futter', um jeden Tag ein Video zu bringen. Ob ich in Zukunft genug Material haben werde, um jede Woche auch Videos abseits der Verkostungen zu bringen? Ich glaube schon, da unsere vielen, vielen Reisen in die Whiskyländer der Welt uns ein großes Wissen vermittelt haben, das weiterzugeben vermutlich ein ganzes Leben dauern kann. Und wenn Sie einmal etwas brennend interessiert, so schreiben Sie uns. Wir bemühen uns Kundenanfragen - soweit möglich - in unseren Videos zu berücksichtigen.

Lassen Sie sich überraschen! Wenn die Zukunft eines ist, dann ist sie in Gänze unvorhersehbar.